15. November 2023

100 Jahre nach der Hyperinflation

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Ursachen der Extremteuerung 1923 und Lehren für die Gegenwart

Alle Zeitzeugen von November 1923, heute vor genau 100 Jahren, sind inzwischen verstummt. Die Angst vor Inflation ist jedoch in gewisser Weise in unser Erbgut eingegangen. Was geschah 1920 bis 1923 und warum geschah es? Ist eine Wiederholung ausgeschlossen?

Ursachen der Inflation

„Inflation“ gemäß Definition der Österreichischen Schule der Nationalökonomie ist überproportionale Geldmengenausweitung im Vergleich zum Wachstum von Waren und Dienstleistungen.

Nicht zu verwechseln mit „Teuerung“, welche in aller Regel auf diese Inflation folgt.

Kreditgeld finanzierte den ersten Weltkrieg ab 1914 in bislang ungekanntem Ausmaß. Die Niederlage des Kaiserreiches nach vier Jahren ruinöser Kriegshandlungen führte zu einem Kriegsschuldenstand von 160 Milliarden Mark – oder in heutiger Kaufkraft etwa 12 Billionen Euro. Damals wie heute entsprach das dem deutschen Nationaleinkommen von drei Jahren.

20 Mark entsprachen bis zur Aufhebung der Golddeckung der Mark 7,16 Gramm Gold. Die noch bis Herbst 1914 bestehende fixe Golddeckung hätte die genannten Kriegsausgaben nicht ansatzweise zugelassen. Sie hätte bei allen kriegführenden Nationen den Frieden gewahrt oder den Krieg nach wenigen Monaten im Bankrott enden lassen.

Einer Werbekampagne aus dem gleichen Jahr, Goldmünzen gegen Banknoten einzutauschen, erlagen viele patriotische Bürger mit dem Spruch „Gold gab ich zur Wehr – Eisen nahm ich zur Ehr“. Im Jahr 1914 gelang es der Reichsregierung somit, eine Milliarde Mark in Goldmünzen einzuziehen, mithin 356 Tonnen Gold. Die Kriegsausgaben bzw. -schulden von 160 Milliarden Mark nach vier Jahren Krieg entsprachen allerdings rechnerisch gut 57.000 Tonnen Gold und damit praktisch den gesamten bis 1918 geförderten weltweiten Goldvorräten!

Zudem standen dann ab 1919/21 auch noch die Reparationen an die Siegermächte aus dem berüchtigten Versailler Vertrag an – mit am Ende etwa 132 Milliarden Goldmark nochmals fast dieselbe Summe wie die Kriegsausgaben. Die Verhandlungen um sogar noch viel höhere Reparationen zogen sich. Je nach Stand der Verhandlungen um die Reparationsforderungen schwankte der Kurs der Mark gegenüber dem Dollar beträchtlich, um letztlich nur noch eine Richtung in den Abgrund zu kennen, als klar wurde, dass der Großteil der Zahlungen nur über die Druckerpresse beglichen werden konnte und wurde.

Was für eine Diskrepanz zur Vorkriegszeit, beschrieben hier in den berühmten Worten Stefan Zweigs:
„Wenn ich versuche, für die Zeit vor dem Ersten Weltkriege, in der ich aufgewachsen bin, eine handliche Formel zu finden, so hoffe ich am prägnantesten zu sein, wenn ich sage: es war das goldene Zeitalter der Sicherheit. Alles in unserer fast tausendjährigen österreichischen Monarchie schien auf Dauer gegründet und der Staat selbst der oberste Garant dieser Beständigkeit. Die Rechte, die er seinen Bürgern gewährte, waren verbrieft vom Parlament, der frei gewählten Vertretung des Volkes, und jede Pflicht genau begrenzt. Unsere Währung, die österreichische Krone, lief in blanken Goldstücken um und verbürgte damit ihre Unwandelbarkeit. Jeder wußte, wieviel er besaß oder wieviel ihm zukam, was erlaubt und was verboten war, Alles hatte seine Norm, sein bestimmtes Maß und Gewicht.“

Dies war recht genau die Situation im Kaiserreich unmittelbar vor dem Krieg. Schon kurz nach der Niederlage brach die Inflation offen aus. 1919/20 noch langsam – doch schon ab 1921 galoppierend und unerbittlich bis zum Höhepunkt im November 1923, vor ganz genau 100 Jahren.

Währungs- und Sittenverfall

Der Dollarkurs stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres 1923 von 7.260 auf 74.750. Anfang Juli lag er bei 160.000 Mark, einen Monat später bei 1,1 Millionen, im September bei 9,7 Millionen. Am Ersten Oktober lag der Kurs des Dollar bei 242 Millionen Mark, am 19. Oktober bei zwölf Milliarden, am letzten Tag des Monats bei 72,5 Milliarden. Am 1. November waren es 130 Milliarden, zehn Tage später 630 Milliarden und nochmals Tage darauf, am 15. November 1923 dann 4,2 Billionen Mark.

Es war für die allermeisten Menschen das erste Mal in ihrem Leben, dass sie den Begriff „Billiarde“ oder gar „Trillion“ hörten. Das waren Summen, die sich die meisten gar nicht mehr vorstellen konnten, mit denen sie aber jetzt umgehen mussten. Die Schwindsucht der Währung löste erheblichen Stress bei breiten Bevölkerungsschichten aus. Eine Epidemie der Angst um das nackte Überleben griff um sich. In den Großstädten und hier insbesondere in Berlin hungerte das Volk und griff zum Mittel gewalttätiger Beschaffungskriminalität.

Die Ungewissheit über das Morgen, die Haltlosigkeit von Ersparnissen, Renten und Pensionen entwurzelte auf breiter Front die Massen. Obdachlosigkeit und Arbeitslosigkeit stiegen rasant, Verwahrlosung und Schmutz griffen um sich. Bettler bevorzugten Sachwerte dem Gelde und Prostitution aller Geschlechter bis in jugendliche Altersgruppen griff um sich. Zigtausende Frauen allein in Berlin gingen aus Not dem Geschäft käuflicher Liebe nach.

Dieser Bericht wurde verfaßt von Peter Boehringer mit Auszügen aus diesen sehr lesenswerten Werken:
„Die Welt von gestern“ von Stefan Zweig ISBN 978-3866478992
„Hunger & Ekstase“ von Armin Fuhrer ISBN 978-3-96201-086-7


stichworte

AfD, Alternative für Deutschland, Bundestag, Inflation, Peter Boehringer, Wirtschaftskrise


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