Friedrich Schiller veröffentlichte sein Bühnenstück Wilhelm Tell 1805.
Das Stück handelt von einem Volk, oder besser gesagt mehreren Stämmen, die sich gemeinsamer Herkunft wußten. Sie waren vor langer Zeit in dieses Land gekommen, hatten es urbar gemacht, ihren Lebensraum der Natur abgerungen. So schreibt Schiller. Dieses Volk nun hatte sich, um den von außen dräuenden Gefahren zu entgehen, dem Schutz des Kaisers anempfohlen. Wohlgemerkt aus freien Stücken und mit Bedingungen. Verpflichtung zum Waffengang in Verteidigung des Reiches gegen Gewähr vollständiger Freiheit. Noch einmal: vollständige Freiheit mit Ausnahme der Verpflichtung zum Schutz des Reiches - Ich schütze den, der mich schützt.
Ein kluger Vertrag
Ein kluger Vertrag, hilfreich für beide Seiten, solange er erfüllt wurde.
Nun begab es sich, daß der Kaiser wohl- oder eher schlechtberaten, Statthalter, Gräfe und Vögte, im Lebensraum dieses Volkes ernannte. Also der jetzige Kaiser, denn Rotbart war lange tot. Diese sollten, sozusagen, den Kaiser vertreten. Das Reich war groß, der Verpflichtungen viele. Und da der Kaiser nicht überall sein konnte und wohl- oder eher schlechtberaten war, begannen diese Statthalter, das Recht nach ihrem Nutzen auszulegen.
Sie erhöhten die Steuern, bauten Zwingburgen (um ihre Truppen der Vergeltung für böse Taten zu entziehen) und schunden das Land mit Willkür.
Der Bund der drei Stämme
Drei Stämme dieses Volkes - Schwyz, Uri und Hinterwalden - verabredeten sich ob dieses Treue- und Vertragsbruchs zu einem Bund. Eigentlich war dieser Bund gar nicht neu, er bestand schon seit Kaiser Rotbarts Zeiten. Aber er mußte erneuert werden, die Stämme mußten sich ihrer Herkunft, ihrer Vergangenheit vergewissern, um in die Zukunft zu schauen.
Und so geschah es. Auf den Rütliwiesen schworen sie erneut den Bund. In der Nacht, heimlich, im Mondenschein. Wie Verbrecher, obwohl sie doch nur ihre Freiheit verteidigen wollten.
Wer den Fortgang wissen möchte, lese „Wilhelm Tell“ oder schaue in ein (vor 1990 geschriebenes) Geschichtsbuch.
Heraus kam aus der ganzen Sache jedenfalls ein Gebilde, daß wir heute als die Schweiz kennen. Trotz vielfältiger „Verschlimmbesserungen“ immer noch ein attraktives Staatsmodell.
Und wer in der Geschichte Parallelen zu unserer Zeit und unserem Deutschland erkennt, der hat mich verstanden.
Wilhem Tell - ein Nazi?
Was Schiller noch als Heldentum beschrieb, wird heute als Verrat, als RÄÄÄCHTSSS beschimpft und bespuckt.
Die Gedankenpolizei, die Presse, Radio und Fernsehfunk und in den größeren Städten auch schon die Straße unter ihrer Kontrolle hält, verweist jeden des Platzes, der anders oder selbst denkt.
Wo im „Wilhelm Tell“ der Stock mit der Mütze gegrüßt werden sollte, wird heute „Haltung“ verlangt.
Wer sich über seine Ahnen, deren Leistung und ihr Vermächtnis seinen Weg ins Heute sucht, ist heute wahlweise „Reichsbürger“, Nazi oder Abschaum. Zumindest in UNSEREM Land.
Wer sich der grünen, roten, linken oder wie auch immer benannten Tyrannei in den Weg stellt, wird heute, wie damals, kaputtgemacht.
In einem meiner Geschichtsbücher aus vergangener Zeit heißt es: „Die Geschichte ist ein ferner Spiegel“.
Erkenntnisse
Wir erkennen uns selbst in unserer Geschichte. Mit allen Fehlern, mit allen Erfolgen.
Die Geschichte eines ganzen Volkes als böse darzustellen, so wie es heute geschieht, heißt nicht, aus der Vergangenheit zu lernen. Es heißt, die Vergangenheit zu leugnen.
Aber das ist wie auf einer Wanderung in der Wildnis: Wenn ich nicht weiß, wo ich hergekommen bin, weiß ich nicht, wo ich gerade bin. Wie soll ich dann noch selbst bestimmen, wo ich ankommen will?
Oliver Schüller

Der Tellschuß / aus: Illustrierte Literaturgeschichte, Autor: Otto von Leixner, Leipzig 1880
Von Otto von Leixner - eigener Scan, Uploader17, Bild-PD-alt, Link