Gedanken zur Nacht - Frontlinie
Die Menschen lieben bildhaft erzählte Geschichten, mit blumigen Worten, metaphorisch umschriebene Ereignisse aus vergangenen Tagen oder Betrachtungen der Gegenwart.
Die Menschen hassen aber auch Selbiges, da eine bildhafte Sprache ihnen oft einen Spiegel vorhält, ihre Fantasie anregt und die Tatsachen, in bildhafter Form, nur allzu verständlich macht.
Stell dir vor, es ist Krieg. In den Straßen herrscht ein erbitterter Kampf um jeden Meter Asphalt. Haus für Haus wird umkämpft – die einen verteidigen verbissen, die anderen rennen Welle um Welle gegen die Verteidiger. Die rauchgeschwängerte Luft, erfüllt vom Zischen der Geschosse, der Boden bebt von den Einschlägen der Granaten.
Unmöglich, sich ohne Deckungsfeuer nach draußen zu wagen, zu groß die Gefahr ums Leben zu kommen. Erfahrene Kämpfer gibt es nur noch sehr wenige – zu lange schon wurde gekämpft und viele haben ihr Leben verloren.
Die, die noch am Leben sind, haben es nie gelernt, ihr Leben zu verteidigen, das Leben ihrer Familien zu schützen und dem Nachwuchs eine sichere Zukunft zu sichern – eine Notwendigkeit hat Zeit ihres Lebens nie bestanden.
So oder ähnlich, kennen viele einen Krieg aus Filmen und Dokumentationen, vereinzelt auch noch aus den Erzählungen derer, die noch die letzten Tage eines echten Krieges miterleben mußten.
Unvorstellbar der Gedanke je wieder in einem Krieg verwickelt werden zu müssen, zu grausam die Vorstellung, seine Lieben an den Frontlinien zu verlieren.
Durch jahrelanges, mediales Training sind die Bilder von einem Krieg in die Köpfe der Menschen eingepflanzt worden, ohne einen Raum für alternative Kriegsführung zu lassen. Unvorstellbar, daß es auch noch andere Formen eines Krieges existieren, verbinden die Menschen, die nie einen Krieg miterleben mußten, Krieg stets nur ausgeführt mit allerlei Waffen und Millionen an Soldaten.
Frage ich, wen auch immer, nach den schlimmsten Opfern eines Krieges, so fällt meist und prompt die Antwort – die Kinder. Sie wären die Unschuldigen, die, die am wenigsten etwas dafür können, doch am meisten zu leiden hätten. Wie wahr doch diese Worte.
Spätestens ab hier hat jeder Leser ein Bild vor Augen, das leidende oder tote Kinder zeigt – Zerstörung und Elend, wohin man blickt. In Gedanken werden die Augen der eigenen Kinder gesehen, deren Lachen gehört und Erinnerungen wach.
„Nur gut, daß meine Kinder das nicht erleben mußten“, werden viele sagen und sich zufrieden und sorglos wieder den alltäglichen Dingen widmen.
Und spätestens ab hier muß diesem Irrglauben widersprochen werden. Es ist ein Krieg, der da draußen tobt und stetig an Intensität zunimmt. Nein, es fliegen keine Kugeln und keine Panzer rollen durch die Straßen – wohl wahr, doch Opfer sind bereits mehr als genug zu beklagen.
Es hieß, ein Krieg beginnt immer mit einer Lüge – so auch dieser, der erbittert gefochten wird, doch der einen anderen Namen trägt.
Es ist ein hybrider Krieg, angekündigt mit einer Lüge und dennoch ehrlich offenbart, erklärt durch die obersten Instanzen der Regierung.
War in früheren Kriegen der Feind noch an seiner Uniform erkennbar gewesen, so kämpft er heute im Gewand eines scheinbaren Samariters.
Alles zum Wohle des Volkes, dessen Name nicht mehr ausgesprochen werden darf, werden keine Gewehre mehr geladen und Bajonette aufgepflanzt – nein, es werden sterile Kanülen stattdessen geschärft, die Gifte in die Magazine gepumpt und zum Angriff geblasen.
Wie in jedem Krieg werden auch in diesem die ersten Opfer stets die Alten, Schwachen und die Kinder sein. Die, die sich nicht mehr wehren können, werden hinterrücks gemeuchelt, dem Siechtum in Altenheimen überlassen und mit Psychopharmaka zum Schweigen gebracht.
Diejenigen, die sich noch nicht selbst verteidigen können – die Kinder dieser Zeit - werden geopfert und vielfach bereitwillig an die Front geschickt. Nur dieses Mal werden sie keinen Orden von einem tattrigen alten Österreicher überreicht bekommen. Orden sind zu teuer geworden, billige Urkunden werden ob ihrer Heldentaten für das Vaterland überreicht, um zu belohnen, was nicht belohnenswert, denn dieses Vaterland ist zum Abschuß freigegeben.
Traurig der Unterschied zu vergangenen Gefechten – stellten sich in früheren Zeiten die erwachsenen Menschen noch schützend vor ihre Kinder, werden sie heute vielfach an die Front befohlen.
Gedanken- und gewissenlos überlassen leider noch zu viele Menschen ihre schwachen Mitglieder ihrer Familien und oft auch sich selbst dem Feind – ja verteidigen gar dessen Kampfesstrategie und legen nicht selten Hand an das Wohl ihrer Schutzbefohlenen.
Auch wenn es noch zu viele nicht wahrhaben wollen, es herrscht Krieg auf den Straßen. Der Name des Krieges, die Strategien dessen und auch die Waffen haben sich geändert – die Opfer sind die gleichen.
Herzlichst Ingo

Dem ist nichts hinzuzufügen. Der medial bekannte Pfarrer der Freikirche Jacob Tscharntke kommt zu fast demselben Schluß er spricht vom dritten Weltkrieg in welchem wir uns befinden.