11. Januar 2022

Zensur durch die Hintertür

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Gastbeitrag

Telegram galt bisher als relativ zensurfreier Kanal – zum Ärger des Innenministeriums. Immer wieder gab es Vorstöße der Bundesregierung, das Programm stärker zu reglementieren und auf mißliebige Inhalte zugreifen zu können. Gerade im Zusammenhang mit den Spaziergängen wurden Stimmen laut, Telegram stärker zu zensieren, die Angst, daß die Bürger sich über die Anwendung vernetzen könnten, ist groß.

Deshalb sind sie auch in den Fokus der Medien gerückt – immer wieder werden den Nutzern unlautere Absichten unterstellt. Während man mit der üblichen Doppelmoral die Zensur in China und Kasachstan gegen regierungskritische Bürger anklagt, kann es einem in Deutschland gar nicht schnell genug gehen, die freie Kommunikation der Menschen untereinander zu kontrollieren und am liebsten zu unterbinden.

Der Journalist Boris Reitschuster berichtet hierzu, daß auch Telegram plötzlich einige seiner Beiträge ausblendet. [1] Allerdings hat hier nicht die Bundesregierung die Hände im Spiel, sondern Google, über dessen »Playstore« die Anwendung für Mobiltelefone mit dem Betriebssystem »Android« heruntergeladen werden kann.

Statt der gesendeten Nachricht erscheint der Hinweis: »Diese Nachricht kann nicht in Telegram-Anwendungen angezeigt werden, die über den Google-Playstore heruntergeladen wurden«. Reitschuster selbst wurde auf das Problem aufmerksam, weil ihm Leser davon berichteten. Mittlerweile werden auch deren Kommentare auf seinem Kanal auf diese Weise überschrieben.

Das Problem tritt offenbar tatsächlich dann auf, wenn man die bei Google heruntergeladene Anwendung benutzt. Allerdings berichteten auch schon einige iPhone-Benutzer über die ungewöhnlichen Benachrichtigungen. Handelt es sich dabei um einen Zufall oder ein technisches Problem? Fest steht, daß Google bei seiner Video-Plattform YouTube seit Monaten massive Zensur betreibt, ganze Kanäle werden vom Netz genommen, auffällig häufig diejenigen, die sich in der letzten Zeit kritisch zu den Maßnahmen der Bundesregierung äußerten.

Prominentestes Beispiel dafür sind die Video-Beiträge des Online-Magazins »Die Achse des Guten«, die plötzlich komplett verschwunden waren: Sowohl das Format »InDubio«, das Interviews mit Experten präsentierte, als auch die Video-Kolumne »Broders Spiegel« konnten nicht mehr aufgerufen werden.

Dazu passen zwei Meldungen, die kürzlich in den Computermagazinen »Heise online« [2] und »c’t« [3] erschienen. In den USA läuft derzeit ein arbeitsgerichtliches Verfahren gegen den Google-Konzern, der seine Mitarbeiter offenbar mit Hilfe Algorithmen ausspionierte, um deren Versuche, sich gewerkschaftlich zu vernetzen, zu unterbinden. Das »Projekt Vivian« war gezielt darauf ausgerichtet, vor allem größere Zusammenschlüsse von Personen zu unterbinden.

Aber auch Telegram selbst ist längst nicht mehr so sicher, wie man es uns glauben machen will. Zum einen greifen die Betreiber zur Finanzierung der Anwendung zunehmend auf Werbekunden zurück und haben daher ein Interesse daran, die Interessen ihrer Nutzer zu analysieren. Aber auch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der gesendeten Nachrichten lässt zu wünschen übrig. Was bei anderen Anbietern längst zum Standard zählt, muss der Nutzer von Telegram erst manuell einschalten. Die Folge: Auf den Servern von Telegram befinden sich unverschlüsselte Nachrichten von Nutzern – ein gefundenes Fressen für jede autoritäre Regierung, die im Grunde diese Server nur noch unter einem Vorwand beschlagnahmen lassen muss.

Die gute Nachricht ist, daß man die Nachrichtensperre bei Telegram zumindest umgehen kann, indem man das Programm auf seinem Rechner benutzt oder über den Internet-Browser des Mobiltelefons aufruft. Damit verhindert man die Einmischung von Google. Zudem stellte Boris Reitschuster fest, daß die Zensur nur greift, wenn man sich über eine deutsche Netzadresse bei Telegram anmeldet. Greift man über ein sogenanntes VPN auf Telegram zu, dann erscheinen die gesperrten Meldungen und Kommentare plötzlich wieder.

Mit einem solchen privaten Netzwerk kann jeder vollkommen legal anonym im Netz unterwegs sein. [4] Bürger, die sich dem Zugriff auf ihre Daten entziehen können, sind vielen Regierungen ein Dorn im Auge. In dem Punkt steht Deutschland den autoritären Staaten kaum noch nach.    

Björn Höcke


[1] https://reitschuster.de/post/zensieren-google-und-apple-jetzt-auch-fremd-bei-telegram-2/
[2] https://www.heise.de/news/Dienstag-US-Regierung-warnt-vor-Spyware-Ueberwachungsvorwuerfe-gegen-Xiaomi-6322332.html
[3] https://www.heise.de/news/c-t-3003-Warum-man-Telegram-fuer-persoenliche-Kommunikation-nicht-benutzen-sollte-6320919.html
[4] https://www.chip.de/downloads/NordVPN_90355337.html


ACHTUNG! Zuerst mit dem rot markierten Text zu lesen beginnen!

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stichworte

Björn Höcke, Meinungsfreiheit, Telegram, Unterdrückung, VPN


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